7 Tipps aus der Sprecherausbildung – so wirst du als Sprecher sofort besser


7 Tipps aus der Sprecherausbildung – so wirst du als Sprecher sofort besser

Von Christoph Galette – Sprecher & Stimmtrainer bei stimmdesign.com


Sprecher werden – meine 7 besten Tipps aus über 10 Jahren Erfahrung

Als ich mit dem Sprechen angefangen habe, dachte ich: „Wenn meine Stimme gut klingt, und ich ein bisschen animierend spreche, bin ich schon auf dem richtigen Weg.“ Aber schnell kam das Feedback vom Tonstudio, bei dem ich mich bewarb: Eine schöne Stimme ist nur der Anfang.

Um wirklich gut zu sprechen, muss ich neben der richtigen Sprechtechnik, der richtigen Atemtechnik, auch Tools haben, um mich in die richtige Emotion versetzen zu können. Denn wenn wir andere Menschen berühren, mit der Art wie wir sprechen, dann gewinnen wir nicht nur ihre Ohren, sondern auch ihre Herzen.

Ich habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, was wirklich funktioniert
und wie man Stimme, Technik und Ausdruck so kombiniert, dass Zuhörer wirklich zuhören.

Erst mit der Zeit – durch unzählige Aufnahmen, Seminare und meine Arbeit als Sprecher und Trainer – habe ich verstanden: Die besten Ergebnisse entstehen dann, wenn ich das, was ich sage, wirklich denke und fühle. 

Und genau diese sieben Tipps, die in meiner Sprecherausbildung in Salzburg und im Sprechercoaching sofort Wirkung zeigen, möchte ich hier weitergeben.

Tipp 1: Pre-Roll – natürlich statt abgelesen

Bevor du den eigentlichen Text sprichst, sag innerlich (oder leise) einen kurzen Alltagssatz wie:

„Du, ich muss dir was erzählen …“
„Pass mal auf …“
„Also, das war so …“

Warum?
Deine Stimme startet dadurch im Gesprächsmodus – warm, organisch, glaubwürdig.

Beispiel Werbung:

  • Ohne Pre-Roll: „Das erfrischende Mineralwasser XY.“ – korrekt, aber distanziert.

  • Mit Pre-Roll: (innerlich: „Du, ich hab da was für dich …“) – „Das erfrischende Mineralwasser XY.“ → klingt plötzlich wie eine echte Empfehlung.

Beispiel Hörbuch:

  • Ohne Pre-Roll: „An diesem Tag sollte sich ihr Leben für immer verändern.“ – neutral.

  • Mit Pre-Roll: (innerlich: „Du wirst es nicht glauben, aber …“) – „An diesem Tag sollte sich ihr Leben für immer verändern.“ → geheimnisvoller, intensiver.

Übung:
Sprich denselben Satz, einmal mit und einmal ohne Pre-Roll.
Hör beide Varianten hintereinander – der Unterschied ist sofort hörbar.


Tipp 2: Betonung – das Schlüsselwort macht den Unterschied

Ein Satz wirkt nur, wenn du das entscheidende Wort betonst.

Beispiel:

„Du musst das unbedingt probieren.“

  • Betonung auf „Du“ → persönlich

  • Betonung auf „musst“ → dringlich

  • Betonung auf „unbedingt“ → intensiv

Übung:
Markiere im Skript das Schlüsselwort und lies denselben Satz dreimal mit unterschiedlichen Betonungen.
Vergleiche die Wirkung – du wirst hören, wie sehr sich die Bedeutung verändert.


Tipp 3: Gefühle einatmen – Emotion über den Atem transportieren

Im Schauspieltraining gibt es einen einfachen, aber wirkungsvollen Trick:
Über den Atem transportierst du Emotionen.

Deine Zuhörer spüren unbewusst, wie du atmest – und reagieren darauf.

Stell dir vor, du stehst auf einem Berg. Du atmest tief ein, spürst Weite, Licht, frische Luft.
Dieses Einatmen von Staunen, Begeisterung und Freude färbt deine Stimme sofort.
Wenn du dann sprichst, überträgt sich das Gefühl auf dein Publikum.

Beispiel:

Satz: „Wow, ist das schön!“

Ohne Atem-Emotion: klingt korrekt, aber nüchtern. Mit Atem-Emotion: Du atmest vorher Staunen ein, deine Stimme öffnet sich – der Satz wirkt echt und berührt.

Übung:

  1. Schließe die Augen und erinnere dich an einen Moment des Staunens – etwa beim Sonnenaufgang oder am Meer.

  2. Atme dieses Gefühl bewusst ein.

  3. Sprich dann einen kurzen Satz – „Wow, ist das schön!“ – und höre, wie sich dein Klang verändert.


Tipp 4: Den inneren Film abspielen – Bilder im Kopf erzeugen

Ein guter Sprecher  oder Synchronsprecher liest nicht, er sieht beim Sprechen einen inneren Film.
Dieser Film läuft im Kopf des Zuhörers weiter – und macht deine Worte lebendig.

Stell dir jede Szene so vor, als würdest du sie selbst erleben: Farben, Licht, Geräusche, Geruch, Temperatur.
Je klarer dein inneres Bild, desto stärker spüren es die anderen.

Beispiel:

„Sie öffnete die alte Holztür und trat hinaus in den Garten.“

  • Ohne inneren Film: korrekt, aber flach.

  • Mit innerem Film: Du siehst die knarrende Tür, riechst das Holz, spürst das Licht.
    Deine Stimme verändert sich automatisch – sie trägt Atmosphäre.

Übung:
Lies einen Satz neutral.
Dann schließe die Augen, stell dir die Szene wie im Film vor, und lies erneut.
Mit innerem Film klingt es sofort authentischer und zieht den Zuhörer hinein.


Tipp 5: Hörbuch – Figuren lebendig gestalten

Im Hörbuchsprechen brauchst du Ausdauer – und Vielfalt.
Aber du musst keine Theaterstimme erschaffen. Schon kleine Nuancen genügen.

Mini-Dialog:

Erzähler: „Tom betrat den Raum.“
Tom (jung, neugierig): „Ist hier jemand?“
Alte Figur (tief, ruhig): „Ich habe dich schon erwartet.“

Übung:
Gib jeder Figur nur eine kleine Veränderung: Tonhöhe, Tempo, Pausen.
So bleiben sie unterscheidbar – und natürlich.


Tipp 6: Synchron – Schauspiel mit Stimme

Synchronsprechen ist Schauspiel mit der Stimme.
Nur wer mit dem Körper arbeitet, kann mit der Stimme spielen.

Beispiel:

Figur seufzt: „Das ist nicht so einfach.“

  • Ohne Körperspiel: klingt leblos.

  • Mit Körperspiel und Atmung: Seufzen, kleine Bewegung → sofort glaubwürdig.

Übung:
Sieh dir eine Filmszene ohne Ton an und sprich die Lippenbewegungen live nach.
So trainierst du Timing, Emotion und Ausdruck gleichzeitig.


Tipp 7: Voice-Over & Doku – sachlich, aber lebendig

Bei Dokus oder Voice-Over gilt: informieren, nicht langweilen.

Beispiel:

„Der Amazonas ist mit über 6.400 Kilometern der längste Fluss der Erde.“

  • Monoton: klingt wie Wikipedia.

  • Mit Variation: Betonung auf „längste“, kurze Pause vor „der Erde“ – plötzlich spannend.

Übung:
Lies denselben Satz zweimal – einmal neutral, einmal so, als würdest du ihn einem Freund erzählen.
So findest du automatisch den lebendigen Ton.


FAQ – Häufige Fragen zur Sprecherausbildung

Wie werde ich Sprecher?
Mit einer fundierten Sprecherausbildung, regelmäßigem Üben und einem professionellen Demoband. Partnerübungen beschleunigen den Lernprozess enorm.

Brauche ich Schauspielerfahrung?
Ja – besonders im Hörbuch- und Synchronbereich. Stimme ist immer auch Schauspiel.

Wie übe ich effektiv?
Täglich 10–15 Minuten reichen: Warm-Up, Atmung, Artikulation, dann Text sprechen.
Mit Feedback durch Partner oder Coach lernst du am schnellsten.


Fazit: Diese Tipps wirken sofort

Eine gute Sprecherausbildung vermittelt Handwerk – doch entscheidend sind die kleinen Details: Pre-Roll, Betonung, Atem, innere Bilder.

Ob Werbung, Hörbuch oder Synchron – diese Techniken machen den Unterschied zwischen einem abgelesenen Text und einer Stimme, die bewegt.

Wenn du spürst, dass dich Stimme, Sprache und Ausdruck faszinieren,
dann fang an.
Übe mit anderen.
Und wenn du möchtest, begleite ich dich auf diesem Weg – in meiner Sprecherausbildung in Salzburg oder im individuellen Synchronsprecher-Training.

Wenn du tiefer eintauchen willst, findest du hier ergänzende Artikel:
Traumberuf Sprecher – Erfahrungsbericht
Stimmtraining: 7 effektive Übungen für mehr Klang
Zwerchfell & Stimme – Lieblingsübungen
Wie wird man Synchronsprecher?


Click to rate this post!
[Total: 2 Average: 5]
Vielen Dank fürs Teilen!